Vogelschutz in Streuobstwiesen

Viele stark gefährdete Vogelarten – beispielsweise Wendehals, Mittel-, Grün- und Grauspecht, Steinkauz, Neuntöter, Gartenrotschwanz, Halsbandschnäpper – nutzen die Streuobstwiesen als Fortpflanzungs- oder wichtiges Nahrungshabitat.

Oft sind es auf lichte Waldstrukturen spezialisierte Arten wie Grauspecht, Halsbandschnäpper und Wendehals, die in den Streuobstwiesen letzte Rückzugsräume finden. Die Pflege und Erhaltung von Streuobstwiesen ist deswegen auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz der heimischen Vogelwelt.  Worauf bei der Bewirtschaftung zu achten ist, hat das LIFE+- Projekt  „Vogelschutz in Streuobstwiesen mittleres Albvorland – mittleres Remstal“ zusammen mit der Staatlichen Naturschutzverwaltung Baden- Württemberg herausgearbeitet. Daraus haben sich folgende Empfehlungen ergeben:

   

Altersstruktur:
ca. 15 % Jung-Bäume, 75-80 % Ertragsbäume, 5-10 % Habitatbäume (mit Totholz), die auch nach Ende der Ertragsphase im Bestand bleiben dürfen
Baumpflege:
Regelmäßiger Baumschnitt, um vorzeitiger Alterung der Bäume vorzubeugen und lichte und stabile Kronen zu erhalten, kein Pestizideinsatz, wenn nötig mechanischer oder biologischer Pflanzenschutz
Großes Blütenangebot durch an den Aufwuchs angepasste ein- bis zweischürige Mahd mit Abräumen des Mähgutes oder eine extensive Beweidung für den Erhalt einer arten- und individuenreichen Insektenwelt.
Baumdichte:
Variiert auf der Fläche, durchschnittlich 50-70 Bäume pro Hektar, Besonnung des Unterwuchses muss gewährleistet sein.
Vegetationsstruktur:
lückige, gut durchsonnte Vegetationsstruktur im Unterwuchs.
Nutzung:
Kleinräumig wechselnde Nutzungstermine und Nutzungsvielfalt im Unterwuchs, für mehr zeitliche und räumliche Flexibilität in der Verfügbarkeit von Nahrung.
Kronenansatz:
überwiegend Hochstämme auf starkwachsenden Wurzelunterlagen mit 1,60 Meter Stammhöhe, besser mehr.
Höhlenangebot:
Etwa 10-15 Baumhöhlen pro Hektar, sowohl Faul- als auch Spechthöhlen.
Intensive Freizeitnutzung ist nur sehr kleinflächig eingestreut vorhanden.
Baumarten:
Obstbäume verschiedener Arten und Sorten, Apfelbäume dominieren, Kirsch-, Birn- und Walnussbäume folgen, Zwetschgen, Mirabellen oder anderes Steinobst gering vertreten, vereinzelt  Wildobstarten und Laubwaldbäume.
Totholzanteile:
Geringe Anteile feines Totholz, hohe Anteile starkes Kronentotholz (ab etwa Armdicke), besonders in älteren Bäumen soweit statisch möglich belassen, einige schon abgestorbene Bäume (stehendes Totholz) verbleiben möglichst lange im Bestand.
Kleinstrukturen:
wie Hecken, Gebüsch- und Krautsäume, Böschungen, unbefestigte Wege, Trockenmauern, Totholzhaufen, Zäunpfähle, Kleine Gewässer, etc. gleichmäßig verteilt auf maximal 10-15 % der Fläche.

      

Vögel brauchen Insekten

Viele selten gewordene Arten fressen überwiegend Insekten oder füttern ihre Jungen mit Insekten. Wenn die Streuobstwiese und ihre Umgebung gute Bedingungen für Käfer, Schmetterlinge, Wildbienen, Wespen, Ameisen, Wanzen, Heuschrecken, Zikaden usw. bietet, profitieren auch die Vögel davon. Eine artenreiche Vogel- und Insektenfauna sorgt außerdem dafür, dass Obstschädlinge wie Blattläuse oder Apfelwickler nicht überhand nehmen.

Auf extensiv bewirtschafteten Wiesen mit einer großen Blütenvielfalt fühlen sich Insekten besonders wohl. Daneben sind auch Kleinstrukturen wie Hecken, Krautsäume, Totholzhaufen, Trockenmauern etc. sehr wichtige Lebensräume. Sie dienen vielen Arten als Rückzugsraum, Versteck, Ansitzwarte, Brutplatz und zur Nahrungssuche. Alte, strukturreiche Bäume mit einem Anteil an Totholz und Baumhöhlen bieten den Vögeln Nahrung und Nistplätze.