Die artenreiche Blütenwiese - wie bekomme ich Sie?

Das sog. "Insektensterben" ist derzeit in aller Munde. Als Nahrungsgrundlage für Vögel hat dieses Artensterben direkten Einfluss auf die Bestände unserer Vogelwelt und da Insekten eine große Bestäubungsleistung vollbringen hängt auch unsere eigene Nahrungsgrundlage eng mit dem Summen und Surren auf unseren Wiesen zusammen. Doch wie kann man dem Entgegenwirken und aus einer "Graswüste" einen artenreichen und blühenden Lebensraum machen? Tipps und Anregungen finden Sie hier:

Die typische Landschaftsform in Baden-Württemberg, und somit auch auf unseren Streuobstwiesen, ist die sog. "Magere Flachland-Mähwiese", bzw. in höheren Lagen die "Berg-Mähwiese". Die jahrhundertelange extensive Nutzung durch den Menschen hat zur Entstehung dieses artenreichen Lebensraumtyps geführt. Was kennzeichnet eine solche Wiese? Zum einen eine nur 1- bis 2-malige Mahd pro Jahr (und zwar erst nach der Hauptblütezeit der Gräser ) und eine geringe bzw. fehlende Düngung. Nur dadurch entsteht eine blütenreiche Wiese, die einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darstellt und darüber hinaus auch noch einen hohen landschaftsästhetischen Wert besitzt.

Wieso sehen wir aber so häufig "Graswüsten" auf denen im Frühjahr nur noch Löwenzahn blüht?  

1.) Wiesenblumen brauchen Licht zum Wachstum. Auf vielen (Streuobst-)wiesen wächst  das Gras so stark, dass die Blumen geradezu überwuchert werden. Ohne Licht und unter der Wurzelkonkurrenz des Grases gehen sie ein. Zudem ist der Baumbestand auf vielen Streuobstwiesen deutlich zu dicht und die daraus resultierende Beschattung führt zu o.g. Ausbleiben der gewünschten Pflanzenarten wie Glatthafer, Wiesen-Salbei, Hahnenfuß uvm.. 

2.) Viele Wiesen sind überdüngt und damit zu nährstoffreich für die blühenden Pflanzen, die einen mageren Boden benötigen. Wie kommt es zu diesen sehr nährstoffhaltigen Böden? Zum einen rieseln jedes Jahr mit Regen und Staub große Mengen Stickstoff aus Hausheizungen, Motoren und Industriefeuerungen auf die Wiesen. Wird das Mähgut nicht abtransportiert, sondern verbleibt auf der Wiese - wie es z.B. beim Mulchen der Fall ist - werden die Nährstoffe aus dem so angereicherten Mähgut wieder in den Boden eingetragen. Der Boden wird zu nährstoffreich, Gras kann sich ausbreiten und die Wiesenblumen mit ihren Ansprüchen an magere Böden bleiben aus. Die Wiese wird zur Graswüste ohne Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten.

Was ist also zu tun ?

Auf Wiesen, die längere Zeit falsch gepflegt wurden, kehren die Blumen nicht ohne Weiteres durch richtige Nutzung, Mähen und Heuen zurück. Einige Zeit lang sind zwar die Samen im Boden noch keimfähig. Aber nach etwa fünf Jahren ist die "Samenbank" erschöpft.

Zunächst gilt es also einmal, Saatgut zu erhalten, dass zur Lage und den Bodenbeschaffenheiten passt. Blühmischungen aus dem Baumarkt mit bunten oder exotischen Blumen sind denkbar ungeeignet. Verschiedene Saatguthersteller halten jedoch regionale Samenmischungen für Wildblumen-Wiesen bereit, die an die jeweiligen Naturräume angepasst sind und daher besser keimen und wachsen. Ein entsprechendes Angebot finden Sie z.B. bei Saaten Zeller,  Syringa Pflanzen und Rieger-Hoffmann.

Nachfolgend möchten wir Ihnen vier Methoden vorstellen, die es Ihnen ermöglichen wieder eine artenreiche Blumenwiese zu erhalten. Wir bedanken uns an dieser Stelle beim "Netzwerk Blühende Landschaft - Regionalgruppe Tübingen", vom deren sehr informativen Internetseite wir die nachfolgend vorgestellten Methoden übernommen haben. 

Vollständige Neueinsaat der Wiese:

Dies ist die aufwändigste Methode. Sie erfordert den Umbruch der Wiese mit Fräse oder Grubber und die Herstellung eines Saatbetts. Es kann Probleme mit der Naturschutzbehörde geben, wenn diese einen Wiesenumbruch nicht erlaubt. Deshalb sollten sie vor solch einer Maßnahme zunächst Kontakt mit dem Landratsamt aufnehmen! Da die meisten Wiesenblumen und Gräser Lichtkeimer sind, sollte beim Säen darauf geachtet werden, dass die Samen nicht unter die Erde gelangen. Anschließend sollten Sie das Ganze walzen, damit die Samen Bodenschluss haben.

Die Mähgut-Übertragung

Dazu wird auf das vorbereitete Saatbett Mähgut benachbarter artenreicher Wiesen aufgebracht (wenn es welche gibt). Genaueres wird hier beschrieben:

Übersaat in den Bestand

Für diese Variante braucht es offene Stellen und wenig Konkurrenz durch die bestehenden Gräser. Scharfes Eggen und Aufkratzen des Pflanzenbestands werden vielfach als Voraussetzung genannt. Es gibt aber auch Hinweise in der Literatur, dass die Einsaat bei ausgemagerten Beständen gelingt, wenn etwa 2 - 3 Wochen vor der Mahd gesät wird. Dies soll das Austrocknen verhindern und damit das Keimen begünstigen. Mit der Mahd wird anschließend Licht für die neuen Pflänzchen geschaffen.

"Hosentaschen-Saat" für kleinere Flächen

Wenn die Wiese ein paar Jahre lang ordentlich und nicht zu spät gemäht und abgeräumt wurde, werden Sie feststellen, dass der Bestand beginnt, lichter zu werden. Es zeigen sich offene Stellen, u. a. durch Ameisennester und Regenwürmer. Sammeln Sie einfach aus der Umgebung bei Ihren Spaziergängen immer wieder einmal abgeblühte Blüten- bzw- Samenstände von ähnlichen Flächen (Hangneigung, Ausrichtung). So erhalten Sie bestes autochthones (regionales) Saatgut, welches Sie anschließend einfach auf Ihrer Wiese verteilen, z.B. auf die offenen Stellen. Danach die Samen noch etwas festtreten und abwarten welche Pflanzen sich ansiedeln.